Die Zukunft beginnt im Bestand!
Veränderung am Horizont. Dieser Sommer wurde geprägt vom ersten großen Bürger:innenbeteiligungsverfahren in Münster für die sogenannten Münster-Modell-Quartiere 3–5. MMQ 1 & 2 gab es natürlich auch, aber nur sehr selten kommt es vor, das gute 40 ha urbane Fläche in zentraler Lage, noch dazu am Kanal gelegen, zu beplanen sind.
Bewohner:innen der Nieberdingstraße sind seit 20 Jahren als Verein organisiert, in den ersten zaghaften Bürger:innenbeteiligungsversuchen vor gut 10 Jahren involviert, damals noch unter dem Namen Hafenforum. Gekämpft wurde bisher immer, den vorhandenen Wohraum zu sichern, die gewachsenen sozialen und künsterlischen Strukturen und somit die Identität des Nieberdings zu erhalten, die stark mit dem Hawerkamp verwoben ist. Denn auch wenn die Nieberdingstraße postalisch zu Gremmendorf gehört und der Dortmund-Ems-Kanal wie eine Grenze erscheint, sind viele Bewohner:innen künstlerisch mit dem Hawerkamp vernetzt und verwoben.
Der vorhandene Wohnungsbestand ist gesichert, somit ist ein Kernziel des Vereins erreicht. Jetzt geht es um die Ausgestaltung und noch mehr um die bevorstehende Entwicklung der Modellquartiere in Münster. Wir nehmen dieses Motto eines zukunftsfähigen Vorbildes ernst und beteiligen uns am Planungsverfahren. Das tun wir aus uns heraus und mit Herzblut, mit der großen Hoffnung das sich die städteplanerischen Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen.
Der Verein hat sich aktiv im Vorfeld des Werkstattverfahrens, wie die Bürger:innenbeteiligung der Stadt Münster genannt wurde, mit den Nachbar:innen zusammen gesetzt und eine Netzwerkrunde gegründet. Auch nach der Bürger:innenbeteiligung wurde sich noch weiter vernetzt. Natürlich auch intensiv mit dem Hawerkamp e.V., mit dem sich der Nieberding e.V. verbunden fühlt.
Herausgekommen ist ein Entwicklungsplan, der auch Teilergebnisse des Werkstattverfahrens aufgreift. Vor allem die ökologischen und sozialen Ansätze, die in vier thematisch getrennten Arbeitsgruppen gleichermaßen stark betont wurden. Aber auch zum Thema Verkehr und Arbeit gibt es einiges zu sagen.
Seht selbst:
Ziele einzelner Teilnehmer der Netzwerkgruppe
01) Nieberdingstraße
- Bestandsschutz für Wohnen, Gewerbe & Kleingewerbe
- vorhandenen Bestand an Grünflächen erhalten
- gemischten Stadtteil-Charakter erhalten & ausbauen
- neues, möglichst genossenschaftliches Wohnen zulassen
- ausschließlich Radverkehr zwischen Nieberdingstraße & Eulerstraße
- den Emissionskonflikt durch Nachverdichtung mildern
- keine neuen Bodenversiegelungen
- verbesserter Lärmschutz an der B51
- Verkehrsberuhigung (Lärm und Feinstaub verringern)
02) Wäldchen
- vorhandenen Bestand erhalten
- nur extensiv nutzbar machen für Kita
- keine allg. Freizeitfläche- geschlossene Ausgleichsfläche
- als Kompromislösung eine öffentliche Feuerstelle mit klaren Regeln 😉
03) Hawerkamp e.V.
Eine Erklärung entfällt hier
04) Petershafen*
- auschliesslich gemeinwohlorientierte Nutzung
- selbstorganisiertes ‚Gemeindezentrum‘
- extensive Nutzung des Stadthafens II
- lockere Baumbepfanzung
- keine Bodenversiegelung
*aus einem öffentlichen Beteiligungsverfahren, ausgerichtet vom Hansaforum/B‑Side
05) Gasometer
- gemeinwohlorientierte Nutzung durch gazometerkollektiv des sozialpalast e.V.
- Erhalt des Industriedenkmals und Erlebbarmachen für die Allgemeinheit
- Schaffung langfristiger Veranstaltungsflächen, kultureller, sozialer und pädagogischer Angebote
- Flächen für Kunst‑, Kreativ- und Kleingewerbe
- Einrichtung eines Stadtteilbüros
Gemeinsame Ziele der Netzwerkgruppe
Freigegeben von: Hawerkamp eV. — Sozialpalast e.V — Nieberding e.V — Dockland GmbH — Lappe In Event — Sustina AG
- Haltestelle Neue Bahnlinie: Nicht am Cinema sondern etwas südlich, dabei den Alten Bahnhof West reaktivieren
- Gasometer ins Modellquartier 3 aufnehmen, bzw. im kommunalen Eigentum behalten/ KV anhalten
soziokulturelles Stadtteil-Zentrum - Entlang des Kanals entstehen / bleiben breite Grünstreifen, die nicht bebaut werden
- Das Prinzip Erbpacht wird Voraussetzung für Flächenvergaben
- Hafen I, südwest-Spitze: Die Brachfläche wird als Gemeinschafts-Grünfläche (naturnah) entwickelt (Pocket-Park)
- Wassermanagement: Im gesamten Planungsgebiet wird ein Wassermanagement als Querschnittsaufgabe verankert (Schwamm, Versickerung, Verdunstung, Zisternen etc.)
- „Promenadenring alias Hafen II Ring“ als Fuß- und Radweg
- Mobilitäts-Hub: Nicht in der Nieberdingstraße, aber Nieberding Park & Ride als Parkhaus mit
- Raumhöhen für flexible Raum-(Um-)-Nutzungsmöglichkeiten im Falle eines schwindenden Bedarfes (Verkehrswende) können Etagen auch als Büro, Atelier, Wohnraum umgenutzt werden.
- Neue Fußgänger- und RadfahrerInnen-Brücken:
- Neben Eisenbahnbrücke bei Mitnutzung der vorhandenen Rampen
- Über Stadthafen II (muss auch nicht so hoch sein)
- Über Stadthafen I
- Keine Brücke vom Pocket-Park zu Ost-Kanal-Seite (Scheiwe)
- Tunnel oder Brücke als Verbindung des neuen Viertels über/unter Gleisbett zur Siemensstrasse, Geistviertel, Südviertel
- Funktionaler Lärmschutz am Kultur-Hawerkamp ohne das Gelände einzukerkern
- Der Zugang zum Kulturgelände Hawerkamp31 e.V. bleibt barrierefrei
- Wohnen am Nieberding und Erhalt des Wäldchens als naturnahe Fläche
- Stadthafen II mit erweitertem Schwimmen und Wiese
- Die Wasserflächen haben alle einen freien Zugang/ Umgehungsmöglichkeit für die Bürger, keine Privarisierung der Uferzonen.
- Der Blick über den Stadthafen II bis zum Kanal von der Strasse am Hawerkamp bleibt offen, wie es auch am Stadthafen I der Fall ist. Keine Privatisierung der Blickachse.
- Für alle Gebäude: Nachweis von Grünflächen/ Baumbestand im Umfang der versiegelten Fläche
- Büro und Geschäftshäuser planen im Erdgeschoss kleinere Ladenlokale, Gewerbe-Galerie-Werkstatträume zu erschwinglichen Miete
- Die aufwendig umgebaute Eventlocation Eventport am DEK 67.2 der Familie Lappe ist erhaltenswert und muss Bestandteil des neuen Bebauungsplanes werden. Die Nachfrage in Münster an Räumlichkeiten in dieser Größenordnung sind sehr hoch.
- Der Gewerbehof an der Nieberdingstraße 8–12 soll weiterhin an Kleingewerbe, Werkstätten, Tonstudios oder Ateliers vermietet werden, sodass diese die Möglichkeit erhalten stadtnah produzieren zu können und Dienstleistungen anbieten zu können. Hier besteht die Möglichkeit auf die bestehenden massivem Betonbauten 1–2 weitere Stockwerke aufzusetzen, um so weiteres Gewerbemöglichkeiten schaffen zu können. Die alten Hallen sind nicht erhaltenswert und müssten dem anderen Stil angepasst werden — die Flächen sollten aber weiterhin für Gewerbe-Nutzungen zur Verfügung stehen.
- Ansiedlung von Werkstätten, Gewerben
- Neues Wohnen:
- Generell hoch verdichtet bei vielen Grünflächen
- Hohe städtebauliche Qualität
- Begrünte Bebauung, Dachgrün, Terassen, etc.
- Multifunktionsfähig
- Grünstreifen in breit entlang Lütkenbecker Weg für Frischluft-Schneisen, sowie Bachlauf naturnah aufwerten
- Flächen für Open Air Festivals werden am Hawerkamp gesichert und vorgehalten
Der Perspektivplan der Stadt Münster
entwickelt aus den Ergebnissen des Bürger:innenbeteiligungsverfahren der Stadt Münster
https://www.stadt-muenster.de/muenstermodellquartiere/mitmachen/der-perspektivplan